154 Kriege gegen Frankreich. Luther's Lehre.
n.c.g.
1521. Erster Krieg gegen Franz I. von Frankreich:
Die Franzosen schnell aus Spanien verdrängt, in Italien bei
1522. Bicoca (Marschall von Lautrec durch Prosper Colonna),
und nachdem Karl von Bourbon zum Kaiser übcrgegangcn,
1524. eben so bei Piomagnano unter Bonnivet geschlagen, — Tod
des Ritters Bayard; Italien frei von den Franzosen; aber
der Einfall der Kaiserlichen in die Provence mißlingt; Franz
1525. erobert wieder Mailand, belagert Pavia (Anton von Leyva),
wird geschlagen, gefangen; im folgenden Jahre, unter Be-
dingungen, die er beschwört, entlassen, täuscht er den Kaiser,
und bildet die heilige Ligne,
1526. Zweiter französischer Krieg: Karl von Bourbon
nimmt Mailand, erstürmt Rom, fällt 1527. Der Pabst in
der Engelsburg belagert, gefangen; doch bald durch die Er-
oberungen der Franzosen (Lautree, Andreas Doria von
Genua) in Neapel wieder frei. Doria geht zum Kaiser über,
1529. Frieden zu Cambrai (paix des t)ames).
In Deutschland indessen drohende Religionsunruhen:
Luther arbeitet auf der Wartburg an der Uebersetzung der
Bibel, eifert gegen den neuen Ablaßhandel des Churfürsten
Albrecht von Mainz, stellt in Wittenberg die durch Karlstadts
1522. Bilderstürmerei rc. gestörte Ruhe wieder her, und gewinnt
ungeachtet seines Streites mit Heinrich Vii!. von England
und mit Erasmus (freier Willen) immer mehr Anhänger; er
legt 1524 sein Mönchskleid ab, und vermählt sich im folgenden
Jahre mit Katharina von Bora; seine Lehre findet, nachdem
die Katholischen zu Regensburg durch den päbstlichen
Legaten Campeggio eine Verbindung geschloffen, besonde-
ren Schutz bei dem Landgrafen Philipp dem Großmüthigen
von Hessen, bei dem Churfürsten Jo Hann dem Beständigen
von Sachsen (Friedrich der Weise starb 1525), und dem
Markgrafen Albrecht von Brandenburg, dem Hochmeister
des deutschen Ordens, Herzog von Preussen.
Untergang des unruhigen « Franz von Sickingen,
der, sowie auch Ulrich von Hutten, dem Lutherseinen Schutz
angeboren.
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Extrahierte Personennamen: Franz_I._von_Frankreich Franz_I. Bicoca Colonna Karl_von_Bourbon Karl Piomagnano Bayard Franz Anton_von_Leyva Karl_von_Bourbon Karl Andreas_Doria_von
Genua Albrecht_von_Mainz Albrecht Heinrich Heinrich Katharina_von_Bora Campeggio Philipp Philipp Friedrich Friedrich Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Franz_von_Sickingen Franz Ulrich_von_Hutten
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Spanien Italien Lautrec Italien Mailand Pavia Mailand Rom Engelsburg Neapel Cambrai Deutschland Wittenberg England Hessen Sachsen Preussen
Fünfte Periode. Von 1517—1648. — Erster Abschnitt. Von 1517 — 1555.
schlag, bis der Sieg Pescaras und Frundsbergs bei Pavia und die Gefangennahme Franz’ I. 1525 Karl eine großartige Stellung gab. Im Frieden von Madrid verzichtete Franz 1526 auf alle Ansprüche in Italien und Burgund.
b) Der erste Speierer Reichstag 1526 und seine Folgen. Sogleich nach dem Madrider Frieden war Karl entschlossen gegen die Ketzerei in Deutschland vorzugehen. Hier hatten sich die Parteien zu dem katholischen Dessauer und dem evangelischen Gotha-Torgauer Bündnisse zusammengeschlossen; zu jenem gehörten Georg von Sachsen, Joachim L von Branden-burg, Albrecht von Mainz, Erich und Heinrich von Braunschweig; zu diesem Philipp von Hessen, Johann von Sachsen, später auch andre Reichsstände, darunter Magdeburg. Aber des Kaisers Absicht wurde sogleich vereitelt, da Franz I. einen neuen Krieg plante und es dem durch Karls große Stellung besorgt gemachten Papst Clemens Vh., einem Vetter Leos X., gelungen war, einen großen Bund gegen ihn zustande zu bringen; zugleich rückten die Türken unter Suleiman H. gegen Ungarn.
So faßte 1526 der Reichstag zu Speier einen aufschiebenden Beschluß: bis zu einem allgemeinen Konzil sollte ein jeder Leichsstand also leben, regieren und sich halten, wie er solches „gegen Gott und kais. Maj. hoffet und vertrauet zu verantworten.“ Wenn dieser Beschluß auch nicht die gesetzliche Grundlage der Entstehung deutscher Landeskirchen ist, so begann doch nun tatsächlich ihre Organisation. Die Territorialfürsten wurden die obersten Bischöfe ihrer Landeskirchen, es erhielt also ihre fürstliche Gewalt eine bedeutende Stärkung. Pfarrer und Superintendenten wurden vom Staate ernannt; die Kirchengüter wurden säkularisiert. Der an politischer Begabung und Frische des Geistes seine Standesgenossen überragende Philipp von Hessen, Johann von Sachsen, Herzog Albrecht von Preußen, der 1525 mit Polen den Vertrag von Krakau schloß und das Ordensland säkularisierte1, waren die ersten größeren Fürsten, die die Reformation einführten.
1) Die katholisch bleibenden Ritter gingen nach Mergentheim a. d. Tauber. 1805 im Preßburger Frieden zum erblichen österreichischen Gut erklärt und 1809 von Napoleon aufgelöst, wurde der Orden 1834 als ein österreichisches geistlich - militärisches Institut reorganisiert.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Franz Franz Karl Karl Georg_von_Sachsen Joachim_L_von_Branden-burg Albrecht_von_Mainz Albrecht Erich Heinrich_von_Braunschweig Heinrich Philipp_von_Hessen Philipp Johann_von_Sachsen Johann Franz_I. Karls Clemens_Vh Leos_X. Leos_X. Suleiman_H. Philipp_von_Hessen Philipp Johann_von_Sachsen Johann Albrecht_von_Preußen Albrecht Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Pavia Madrid Italien Burgund Deutschland Magdeburg Karls Ungarn Krakau Mergentheim Tauber
Die Schweizer Reformation. Der Schmalkaldner Krieg. I 6162. 67
Von der Hochschule (Akademie"), die Calvin neben dem Gymnasium ins Leben rief, sind die Reformatoren Frankreichs und Schottlands aus-gegangen. Auch die Niederlnder Protestanten waren vorwiegend Re-formierte".
6. Der Schmalkaldner Krieg. Moritz von Sachsen.
1. Als Herrscher Spaniens und Unteritaliens hatte Karl V. die See-polizei auf dem Mittelmeer auszuben und den Handel seiner Lnder gegen die Seeruberei der Barbaresken" in Tunis und Algerien zu schtzen. Mit seinen afrikanischen Feldzgen wollte er zugleich einen Kreuzzug vorbereiten.
Der Schwbische Bund hatte das Land Wrttemberg an sterreich verkauft, während der wegen seiner Zgellosigkeit gechtete Herzog Ulrich viele Jahre lang auf dein Hohentwiel,' dann in der zu Wrttemberg ge-hrigen Grafschaft Mmpelgard sa. Als Gast am Hofe Philipps von Hessen schlo sich Ulrich der Reformation an; Philipp fhrte ihn mit Waffengewalt in sein Land zurck, das er von Ferdinand zu Lehen nehmen mute. Wie in Wrttemberg wurde in Brandenburg und in den Herzogtmern Sachsen und Braunschweig nach gleichzeitigen Thronwechseln die Reformation eingefhrt; auch den bertritt der Kurpfalz zur Reformation erlebte Luther noch.
Inzwischen war Karl zu einem endgltigen Frieden mit Franz ge-langt, und es trat die lngst begehrte und verheiene Kirchenversamm-lung in Trient zusammen. Die Protestanten blieben ihr fern, weil sie nur feindselige Beschlsse zu gewrtigen hatten. So brach der Krieg aus: der Papst untersttzte den Kaiser gegen den gemeinsamen Feind, während die dem Schmalkaldner Bndnis nicht angehrenden protestantischen Fürsten sich fernhielten oder auf die Seite des Kaisers traten. In Oberdeutschland verteidigten nur die Konstanzer ihre Freiheit.*)
2. )Des Kaisers Sieg bei Mhlberg machte den Papst um seine Herrscherstellung besorgt, und das Konzil zeigte keine Neigung, die Reformen zu genehmigen, die Karl bewilligen wollte. So schritt denn der Kaiser zu einer vorlufigen Ordnung, einem Interim": er gestattete die Priesterehe und den Kelch beim Abendmahl und gedachte dadurch die Kircheneinheit herzustellen. Aber Protestanten und Katholiken lehnten das Interim ab, und die Verfolgung begann von neuem. Vertriebene protestantische Prediger fanden Aufnahme in Magdeburg. Die Stadt verfiel der Reichsacht, und Moritz sollte sie vollstrecken.
*) G. Schwabs Gedicht: Der Fleischer von Konstanz.
5*
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Der Schmalkaldische Krieg.
83
Dieses Konzil hat eine interessante Vorgeschichte. Bei allen kirchlichen Streitigkeiten in Deutschland beriefen sich die Protestanten auf die Entscheidung eines allgemeinen Konzils, forderten aber ein solches »deutscher Nation und auf deutschem Boden«. Auf einem solchen Nationalkonzil hätten sie vielleicht die Oberhand behalten. Aus demselben Grunde wollte der Papst natürlich nicht darauf eingehen, sondern ein allgemeines Konzil im kirchlichen Sinne (ein ökumenisches) und zwar auf italienischem Boden abhalten (in Mantua). Dahin wollten nun wieder die Protestanten nicht gehen, weil sie voraussahen, dass ein Konzil mit romanischer Majorität ihnen nicht recht geben würde. Karl wollte vermitteln, wie er überhaupt immer noch nicht einsehen wollte, dass der dogmatische Gegensatz zwischen Protestanten und Katholiken unüberbrückbar und unversöhnlich war. Er liess den Gedanken eines Nationalkonzils fallen zu gunsten des ökumenischen, verlangte aber dafür ein Konzil auf deutscher Erde, während der Papst auf Mantua bestand. Die Verhandlungen zogen sich in die Länge und nahmen mitunter einen gereizten Ion an. Äussere Verhältnisse griffen auch wiederholt störend ein. So kam es, dass das am 22. Mai 1542 für den l. November 1542 ausgeschriebene Konzil erst am 13. Dezember 1545 eröffnet wurde, und zwar in Trient. Dies lag zwar im deutschen Staatsgebiet, denn es gehörte zu Tirol und damit zu Karls eigenen deutschen Besitzungen, aber doch im italienischen Sprachgebiet. Damit war nun Karl eigentlich gar nicht zufrieden, auch der gewählte Zeitpunkt befriedigte ihn nicht, trotzdem lud er die Protestanten ein, das Konzil zu beschicken.
Diese weigern sich natürlich, weil sie voraussehen, dass sie als Minderheit überstimmt würden. Nun ist Karl zum Kriege entschlossen. Eine Kleinigkeit (die Vertreibung des Herzogs von Braunschweig) bietet den Anlass. Wir bemerken bei Karl eine plötzlich aufflammende Energie und Thatkraft, wie sie bei nervösen Naturen vorübergehend auftritt. Während er seine Truppen über die Alpen zieht und in Süddeutschland zu konzentrieren sucht, knüpft er mit Hilfe seines Bruders Ferdinand Verbindungen an mit dem klugen, energischen, aber hinterlistigen jungen Moriz Von Sachsen, der am kurfürstlich sächsischen Hofe bisher die Rolle eines harmlosen Brutus gespielt hat.
Dem gegenüber zeigt sich der Schmalkaldische Bund auffallend unfähig (Kursachsen, Hessen und die oberdeutschen Städte). Die
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Extrahierte Personennamen: Karl Karls Karl Karl Karl Karl Karl Karl Ferdinand Moriz_Von_Sachsen Brutus
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Mantua Mantua Karls Braunschweig Hessen
284
Neuere Geschichte, Erste Periode.
geheime Agenten in Mailand festgenommen und, als sio sich wider-
setzten, getötet worden waren.
Franz verbündet mit Soliman und mit dem Herzoge von Cleve.
Die verbündete türkische und französische Flotte beschiefst und
plündert Nizza. Karl, verbündet mit Heinrich Viii. von England,
unterwirft den Herzog von Cleve, dringt bis Soissons vor. Einfall
Solimans in Ungarn und Oesterreich.
1544. Friede zu Crespy: Franzens zwoiter Sohn, der Herzog von
Orléans, soll eine kaiserliche Prinzessin heirathen und
Mailand erhalten. (Da er aber schon 1545 stirbt, so bleibt Mailand
dem Kaiser, der es dem Namen nach seinem Sohne Philipp zu Lehen
gibt.) Franz verzichtet auf Neapel und die Lehnshoheit über Flan-
dern und Artois, Karl auf die Bourgogne.
1545— 1563. Tridentiner Kirchen Versammlung, von den Protestanten
nicht beschickt. Kirchliche Reformen. Fixirung einer
Anzahl Dogmen der katholischen Kirche.
1546. 18. Febr. Tod Luthers in Eisleben.
Karl V., der seit dem Frieden zu Crespy freie Hand hat,
will die reichsständische Selbständigkeit in Deutschland brechen und
zugleich, dazu gedrängt vom Papste, der mit dem Kaiser ein Bündnis
schliefst und Geld und Truppen verspricht, die kirchliche Einheit
wioderherstellen. Dadurch entsteht der
1546— 1547. Schmalkaldische Krieg.
Die Häupter des schmalkaldischen Bundes, Johann
Friedrich, Kurfürst von Sachsen, und Landgraf Philipp von Hessen,
in die Acht erklärt. Herzog Moritz von Sachsen schliefst mit dem
Kaiser ein geheimes Bündnis Unentschlossene Kriegführung der
Verbündeten in Oberdeutschland. Der Kurfürst und der Landgraf
sind durch den augsburgischen Kriegshauptmann Schärtlin zu keinem
entscheidenden Angriff zu bewegen, trennen sich endlich und gehen
jeder in sein Land zurück. Johann Friedrich von Sachsen erobert
sein von Herzog Moritz besetztes Kurfürstenthum wieder. Karl V-
zwingt erst die Bundesglieder in Süddeutschland (Augsburg, Nürn-
berg, Ulm, Herzog von Wiirtemberg, etc.) zur Unterwerfung, zieht nach
Sachsen, erzwingt den Uebergang über die Elbe, schlägt in der
1547. Schlacht bei Mühlberg (auf der Lochauer Heide, bei Torgau)
Î (April ) den Kurfürsten von Sachsen, nimmt ihn gefangen und
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Cleve Karl Karl Heinrich_Viii Heinrich Cleve Crespy Franzens Philipp Philipp Franz Karl Karl Karl_V. Karl_V. Johann
Friedrich Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Moritz_von_Sachsen Kriegshauptmann_Schärtlin Johann_Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Moritz Karl
m
*532 Religionsfriede zu Nürnberg. Den Protestanten
wird freie Religionsübung zugestanden bis zu einem allgemeinen, freien Konzile.
Weitere Ausbreitung des Protestantismus in Württemberg, darauf in der Pfalz, in Baden-Durlach, im Herzogtum Sachsen und im Kurfürstentum Brandenburg unter Joachim Ii.
1535 Karls glücklicher Zug gegen Tunis.
1536—1544 Dritter und vierter Krieg zwischen Franz und Karl. Waffenstillstand zu Nizza. Friede zu C re spy. Franz verzichtet auf Mailand und Neapel, behält aber Burgund.
1540 Bestätigung des von Ignatius Loyola ge-
stifteten Jesuitenordens.
1541 Karls unglücklicher Zug gegen Algier.
Nach vergeblichen Reichstagen und Religionsgesprächen
1545—1563 das Konzil zu Trient zur Schlichtung der
kirchlichen Wirren. Befestigung der Grundlagen der katholischen Kirche.
18.Febr.1546 Luther stirbt in Eisleben.
1546-1547 Der schmalkaldische Krieg. Sebastian Schärtlin
von Burtenbach, Führer der oberdeutschen Truppen. Unentschlossene Kriegführung des schmalkaldischen Bundes in Süddeutschland. Nach Unterwerfung Süddeutschlands schlägt Karl Y. Johann Friedrich von Sachsen bei Mühlberg a.d.elbe und nimmt ihn gefangen. Die sächsische Kurwürde nebst dem Kurlande kommt an Herzog Moritz von Sachsen von der albertinischen Linie, den Verbündeten des Kaisers; die ernestinische Linie behält Weimar, Eisenach, Gotha, Jena. — Gefangennahme Philipps von Hessen in Halle.
Der Kaiser erlässt auf dem Reichstage zu Augsburg das Augsburger Interim: Kelch und Priesterehe werden den Protestanten zugestanden.
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Extrahierte Personennamen: Joachim_Ii Karls Franz Franz Franz Ignatius_Loyola Karls Sebastian_Schärtlin
von_Burtenbach Karl_Y Karl Johann_Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Moritz_von_Sachsen Philipps Philipps
— '60
Versammlung hatte bis 1536 neun Stimmen, je zwei Sachsen und Hessen, je
zwei die oberländischen und die sächsischen Städte, eine Lüneburg samt An-
halt und Mansfeld (später auch Herzogtum Sachsen); von 1536 ab 13 Stimmen,
zwei neue fürstliche (Württemberg und Pommern) und zwei neue städtische.
Dagegen zahlten die Städte die Hälfte der Kosten; die norddeutschen
Städte, besonders Bremen und Lübeck, weigerten sich aber lange, ihr Viertel
zu übernehmen. Die Bundeshaupt mannschaftwar zwischen Kur-
sachsen und Hessen geteilt, zeitlich derart, dass die Berufung des
Kriegsrats alle halbe Jahre wechselte, örtlich so, dass in Niederdeutschland
Sachsen, in Oberdeutschland Hessen Hauptmann war. Die Oberleitung im
Kriege wurde vom Kriegsschauplatz abhängig gemacht. Mindestens ein Monats-
anschlag für die „eilende Hilfe“ (12 000 Mann) sollte immer an bestimmten
Orten hinterlegt sein. Der Gegensatz zwischen Hessen und Kur-
sachsen, sowie das Misstrauen der Städte gegen die Fürsten,
die allerdings auf die Städte möglichst viel abzuladen bestrebt waren, bildeten
die Hauptschwäche des Bundes. Als dogmatisches Erfordernis für die Zuge-
hörigkeit galt die Annahme der Confessio Augustana und Apologie. Nürnberg
und Brandenburg-Ansbach traten ihm nie bei.
§ 23. Nürnberger Anstand und Türkenkrieg.
Die Haltung Bayerns, die geringe Bereitwilligkeit der meisten
andern altgläubigen Stände, die Unlust des Papstes, ein Konzil zu
berufen, die bedrohliche Haltung Frankreichs, dem sich der Papst
immer mehr näherte, die selbst durch sehr weitgehende An-
erbietungen nicht abwendbare Gefahr eines neuen türkischen An-
griffs, sowie die Zunahme und wachsende Geschlossenheit des
Schmalkaldischen Bundes wiesen Karl immer mehr darauf hin,
im Widerspruch mit dem Augsburger Abschied den Evangelischen
(einstweilige) Zugeständnisse zu machen. Juli 1531 gab er dem
Fiskal die (geheime und zunächst auch nicht vollzogene) Weisung,
bis zum nächsten Reichstag mit Prozessen wegen Herausgabe
eingezogener Kirchengüter und Wiederherstellung der bischöf-
lichen Gewalt einzuhalten. Nach längeren Verhandlungen kam
es 3. August 1532 zum „Nürnberger Anstand“ (Religions-
frieden). Ein kaiserliches Mandat bestimmte, dass
bis zu einem „gemeinen freien christlichen“ Konzil
bezw. zum nächsten Reichstage keiner den andern
des Glaubens oder anderer Ursachen wegen „befehden,
bekriegen, berauben, fangen, überziehen und be-
lagern“ dürfe. Auf die Erstreckung dieser Friedenszusicherung
auf zukünftige Evangelische hatten die evangelischen Stände, der
Ansicht Luthers entsprechend, aber zu grossem Aerger Hessens,
zum Teil unter Einwirkung des unmittelbar bevorstehenden
Türkenangriffs, schliesslich verzichtet. In einer vom Regensburger
Reichstage ebenfalls nicht in den Abschied aufgenommenen
Klausel sicherte Karl „Sachsen und seinen Zugewandten“ zu,
dass niemand „in Sachen den Glauben belangend“ prozessiert
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl August Karl_„Sachsen Karl
128
Neuere Geschichte.
gion, um zunächst den Köuig Franz von Frankreich dafür zu gewinnen. In Genf Prediger geworden, mußte er anfangs wegen der von ihm streng durchgeführten Sittenzucht nach Straßburg fliehen, kehrte aber 1541, inständigst gebeten, nach Genf zurück und leitete jetzt in kirchlichen und größern Theils auch in weltlichen Sachen bis zu seinem Tode 1564 diese kleine Republik. In der Lehre vom Abendmahl vereinigte er sich mit dem durch Melanchthons Schüler Musculus milder gestimmten Zwinglianer Bulliuger 1540 zum consensus Tigurinus, worin eine geistige Gegenwart Christi beim Abendmahl angenommen wurde. Dagegen betonte Calvin stark die Lehre von der Prädestination (der Gnadenw-ahl), die eine Bestimmung der Menschen durch die Vorsehung zur Seligkeit oder Verdammung schon bei ihrer Geburt annahm und damit die innere Freiheit derselben aufhob. Das Kirchenregiment wurde presbyterialisch, Geistliche und Laieu-Aelteste sollten daran betheiligt sein. während die von Luther begründete Kirche, des Schutzes der Landesherrn bedürftig, denselben die bischöflichen Rechte übertrug.
Der Herzog Ulrich von Würtemberg war 1519 vom schwäbischen Städtebund wegen seines anstößigen Wandels vertrieben und sein Land an Ferdinand von Oesterreich, Bruder Kaiser Karls V., verliehen worden. Diesem gab der Kaiser 1521 auch die deutsch-öster-reichischeu Länder (Oesterreich, Steiermark, Kärnthen, Krain, Tyrol, den Breisgau und Elsaß), somit zerfiel das Haus Habsburg feit 1521 in zwei Linien, die ältere in Spanien, den Niederlanden und den italiänischen Ländern (starb 1700 aus), die jüngere in Oesterreich, (wo sie 1740 im Mannsstamm erlosch). Ulrich hatte sich aber in seinem Unglück gebessert und war Anhänger der Reformation geworden. Als die Bitten Philipps von Hessen beim Kaiser, Würtemberg an Ulrich zurückzugeben, ohne Erfolg blieben, fiel er 1534 mit einem Heere in dasselbe ein, schlug die Oesterreicher bei Laufen und bewirkte im Vertrage von Kadan in Böhmen noch 1534, daß Ulrich Würtemberg erhielt, aber als ein Lehen von Oesterreich, also ein Afterlehen vom deutschen Reich, was erst nach längerer Zeit aufgehoben wurde. In Würtemberg wurde nun die Reformation durch Brenz eingeführt, auch in anderen Gegenden, namentlich in Norddeutschland machte sie Fortschritte, in Pommern war ihr Verbreiter Bugenhagen. Die mit neuer Kruft der Schwärmerei auftretenden Wiedertäufer (Anabaptisten), die sich aus Holland verfolgt nach Münster gerettet hatten, begründeten hier zwar seit 1534 unter dem Gewandschneider-(Tuchmacher-) Gesellen Johann von Leyden (eigentlich Bockelsohn)und
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15
Tirol, Salzburg bis gegen Wien hin, im Rheingau bis zum Niederrhein und nach Westfalen. Die ziemlich gemäfsigten 12 Artikel (zuerst im Schwarzwalde auftauchend) sind zum gröfseren Teil politisch-sozialen Inhalts, doch mit Berufung auf das Evangelium. Viele aus dem Adel, ja einzelne Reichsfürsten wurden zur Unterschrift genötigt. Unter den Hauptführern, an der Spitze der Odenwälder Bauern, stand auf kurze Zeit Götz von Berlichingen. Luther nahm anfangs eine vermittelnde Stellung ein, erklärte sich dann aber auf das heftigste gegen die Bauernrevolution. Den Niederlagen der Bauern, namentlich des Odenwälder Haufens bei Königshofen a. d. Tauber durch die Truppen des Schwäbischen 1525 Bundes, des Bischofs von Würzburg und der Kurfürsten von Trier und der Pfalz, folgte zum Teil grausame Unterdrückung und Züchtigung.
ß. Der thüringische, wo die religiöse Schwärmerei sich mit sozialen Umsturzplänen verband. Thomas Münzer führte von Mühlhausen aus ein theokratisches Regiment und stürmte die umliegenden Klöster. Der Landgraf von Hessen, der Kurfürst Johann von Sachsen, die Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel und Sachsen siegen bei Franlcenhausen; Münzer wird hingerichtet. 1525
Erster Krieg zwischen Karl V. und Franz I. von Frankreich. 1521
1526
Karl schlofs bei seiner Thronbesteigung in Spanien 1516 mit Franz den Vertrag zu Noyon, aber die Rivalität beider Könige bei der Bewerbung um die deutsche Krone, Franzens Ansprüche auf Neapel und Mailand sowie auf die Lehnsherrschaft über Flandern und Artois, Karls auf das Herzogtum Burgund veranlassen vier Kriege, deren Wechselfälle auch in den Gang der Reformation eingreifen.
Karl, mit Leo X. und dessen Nachfolgern Hadrian Vi.
(1522—1523) und Klemens Vii. (—1534), mit Heinrich Viii. von England und seit 1523 auch mit Venedig im Bunde, erobert Mailand für Franz Sforza und behauptet es durch 1522 den Sieg bei Bicocca. Der Connetable Karl von Bourbon tritt in Karls V. Dienste 1523. Englisch-niederländische Einfälle in die Picardie, Karls Feldzug gegen die Provence bleiben ohne Erfolg, aber die Wiedereroberung Mailands
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Extrahierte Ortsnamen: Salzburg Wien Rheingau Niederrhein Westfalen Würzburg Hessen Sachsen Spanien Neapel Mailand Karls Burgund England Mailand Bicocca Karls Karls
186
Iii. Deutschland.
Markgrafen^ von Baden nannte. Ihre Markgrafschaft fügte sich
aus mehreren vereinzelten Landstücken in der Ortenan und im Breis-
gau zusammen, reichte auch ein kleines Stück ins Pfälzerland hinein,
aber nicht viel über Durlach hinaus, jenfeit dessen bald das Stifts-
gebiet von Speyer begann (rechts wie links vom Rhein das weltliche
Gebiet der Kurpfalz durchsetzend). In der Reformationszeit wurde der
badische Staat zertrennt in die untere Markgrafschaft (Baden-Durlach,
evangelisch) und in die obere (Badeu-Badeu2, katholisch). Nach dem
Erlöschen der in Baden-Baden regierenden Linie wurde zwar die Mark-
graffchaft 1771 wieder vereint, der Bekenntnisunterschied jedoch blieb.
Gleichzeitig und gleichartig wie in Bayern und Württemberg er-
folgte in den beiden Anfangsjahrzehnten unseres Jahrhunderts auch in
Baden Rangerhöhung und Erweiterung (auf das Fünffache des früheren
Umfangs). Seit 1806 ist Baden Großherzogtum; es befaßt außer
den kleinen altmarkgräflichen Landesteilen den breiten S. bis zum
Bodensee (darunter denjenigen Hauptteil des Breisgaus mit Frei-
bürg, der im 14. Jahrhundert von Österreich angekauft worden war
und bis in die napoleonische Zeit Vorderösterreich hieß), im N. aber
pfälzische, ja int äußersten No. mainfränkische Anteilstücke. Die Be-
wohner sind zu 2/3 katholisch, nur in den pfälzisch-fränkischen Teilen
sind die Evangelischen zahlreicher.
4. Großherzogtum Hessen.
Den Kern dieses halb nord-, halb süddeutschen Staates bildete
die Grafschaft Katzenelnbogen um Darmstadt. Beim Aussterben
des Mannsstammes der dort regierenden Grasen (um das Jahr 1400)
fiel diese Grasschaft durch Heirat der Erbtochter des letzten der Grafen
an die bis dahin ausschließlich norddeutsche Landgrafschaft Hessen. Als
nun die letztere beim Tod des Landgrafen Philipp des Großmütigen,
des eifrigen Verfechters der Reformation, 1567 an dessen vier Söhne
geteilt wurde, entstand die Linie Darmstadt (Katzenelnbogen), der
bald auch noch eins der drei anderen Vierteile der vormaligen Land-
graffchaft zufiel, nämlich das am und auf dem Vogelsberg (die heutige
Nordhälfte des Großherzogtums). Von den schließlich nur noch zwei nach
ihren Residenzen genannten hessischen Landgrafschaften nahm Hessen-
Cassel (der jetzige preußische Regierungsbezirk Cassel) die kalvinische
Lehre an, Hessen-Darmstadt die lutherisches
1 Daher der Name „Markgräfler" für den badischen Wein, vergl. S. 180(5).
2 Diese Bezeichnungen unterschieden also die nunmehrigen zwei Teile des Lan-
des Baden nach ihren Residenzen in die Hälfte von Baden mit Durlach und diejenige
mit Baden. Seltsamerweise pflegt man noch heute mitunter umgekehrt die Stadt Baden
nach dem Doppelnamen der ehemaligen Markgrafschaft Baden-Baden zu nennen.
s Weil die theologische Fakultät der Marburger Universität somit auch die kal-
vinische Lehre vertrat, gründete der Landgraf von Hessen-Darmstadt im Anfangs des
17. Jahrhunderts eine neue hessische Universität zu Gießen mit einer lutherischen
Theologen-Fakultät.
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